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Trudi Gerster 1919 - 2013

10.06.2025 Hans Egloff

Die Forderung nach «bezahlbarem» Wohnraum ist wenig substanziiert in aller Munde. Der Ideenstrauss, günstige Mieten durchzusetzen ist gross.

In Berlin etwa ist gar von der Verstaatlichung grosser Immobilienkonzerne die Rede. Probiert wurde der Mietendeckel. Diese Massnahme erwies sich allerdings nicht nur als völlig untauglich bzw. gar kontraproduktiv, sondern höchstrichterlich festgestellt als verfassungswidrig.

In diesen Tagen hat der Mieterverband die «Mietpreis-Initiative» lanciert – wohl vor allem auch als Wahlkampfvehikel. Gefordert wird eine (automatische) staatliche Mietzinskontrolle. Dafür hat er eine Studie bemüht, die er bereits 2022 publiziert hat. Diese soll eine Umverteilung von 78 Milliarden Franken über die letzten 15 Jahre von Mietern an die Vermieter belegen. Die Medien haben diese Zahlen willfährig kolportiert. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber die grosse Phantasie des federführenden Büros für Arbeits- und Sozialpolitische Studien BASS AG und die Unzulänglichkeit der Berechnungsmethoden.

Das investierte Eigenkapital, die Steigerung der Baulandpreise und die Kaufpreise für Mietliegenschaften werden in dieser Berechnung einfach ausgeblendet. Wenn es denn eine Preissteigerung gegeben hat, so ist diese vor allem auf Mehrleistungen der Vermieter, auf den erhöhten Flächenbedarf, den steigenden Ausbaustandard und die Bodenpreise zurückzuführen. Gestützt auf die vorgenannte Studie fordert der Mieterverband nun ultimativ eine staatliche «Mietpreiskontrolle».

Die Debatte über steigende Mieten wir mitunter sehr hitzig geführt. Dabei werden Daten und Fakten oft gezielt ausgewählt, um der gewünschten Wahrnehmung Geltung zu verschaffen. Immer wieder gerne wird versucht, eine vermeintliche Mietenexplosion nachzuweisen. Ein differenziertes Bild mit Bestandes- und Angebotsmieten wird selten gezeichnet.

Die BASS-Studie ist bei genauerem Hinschauen wohl eher eine Mär über die unrechtmässige Umverteilung von Mietern an die gierigen Vermieter und hätte einzig von der in der Schweiz sicher bekannteste Märchenerzählerin – Trudi Gerster – noch besser vorgetragen werden können. Leider ist sie vor einigen Jahren bereits verstorben.